Gewerkschaften besorgt über mehr Hitzetote am Arbeitsplatz

26.04.2024 14:45

Arbeiten in sengender Hitze kann gefährlich sein - manchmal sogar
lebensgefährlich. Solche Fälle haben sich in den vergangenen 20
Jahren international gehäuft. Gerade in Europa.

Brüssel (dpa) - Der europäische Gewerkschaftsbund ETUC beklagt eine
zunehmende Zahl von Todesfällen in der EU durch Hitze am Arbeitsplatz
und fordert mehr Schutz. Mehr als 80 000 Menschen hätten 2020 in der
EU Verletzungen erlitten, weil sie bei der Arbeit hohen
Außentemperaturen ausgesetzt gewesen seien, und 67 Menschen seien an
den Folgen extremer Hitze bei der Arbeit gestorben, so der ETUC unter
Berufung auf eine Erhebung der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO). 

Demnach stieg die Anzahl dieser auf Hitze zurückzuführenden
Todesfälle in der EU seit 2000 um 42 Prozent. Wie die ILO auf Anfrage
mitteilte, sind unter den zehn Ländern, die weltweit den größten
Anstieg verzeichneten, neun europäische Länder. In Irland, Dänemark
und der Tschechischen Republik sei der Anstieg sogar
überdurchschnittlich. 

Der Gewerkschaftsbund berief sich auf Studien, wonach das Risiko für
Arbeitsunfälle ab einer Temperatur von mehr als 30 Grad Celsius
steige.

Forderungen an die EU-Kommission

Der ETUC kritisierte: «Nur in wenigen europäischen Ländern gibt es
Rechtsvorschriften zum Schutz der Arbeitnehmer bei Hitzewellen.» Man
fordere die Europäische Kommission deshalb auf, verbindliche Gesetze
auf den Weg zu bringen. Demnach soll etwa gesichert werden, dass
Arbeiterinnen und Arbeiter das Recht auf Pausen während extremer
Hitze haben und dass ihnen Wasser, Schutzkleidung und Schattenplätze
zur Verfügung gestellt werden müssen. «Wir können nicht hinnehmen,

dass jeden Sommer Dutzende von Arbeitnehmern unnötig ihr Leben
verlieren, weil wir unsere Arbeitspraktiken nicht an den Klimawandel
angepasst haben», sagte Giulio Romania vom Gewerkschaftsbund.

Situation in Deutschland

In Deutschland gibt es rechtlichen Schutz vor Hitze am Arbeitsplatz,
so sind Arbeitgeber nach Angaben deutscher Gewerkschaften ab
Temperaturen von mehr als 26 Grad verpflichtet, Maßnahmen zu
ergreifen. «Dazu zählen Maßnahmen wie die effektive Steuerung des
Sonnenschutzes - etwa, dass Jalousien auch nach der Arbeitszeit
zubleiben, die Lüftung nachts durchläuft oder in den frühen
Morgenstunden gelüftet wird», schreibt etwa die IG Metall auf ihrer
Homepage.

Trotzdem fühlt sich fast jede und jeder vierte Beschäftigte in
Deutschland einer aktuellen Umfrage zufolge bei Hitze während der
Arbeit stark belastet. Eine solche hohe Belastung gaben 23 Prozent
bei der Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK-Gesundheit an, die
der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bestimmte Berufsgruppen sind
der Umfrage zufolge bei Hitze besonders oft beeinträchtigt. So gaben
von den befragten Pflegekräften 49 Prozent an, stark belastet zu
sein. Im Baugewerbe oder im Handwerk sind es 28 Prozent.
Gesundheitsprobleme durch Extremtemperaturen haben der Umfrage
zufolge 19 Prozent aller Beschäftigten.