EU-Ziel für Offshore-Windenergie noch in weiter Ferne

23.04.2024 14:05

Berlin (dpa) - Die EU will bis 2030 die Windenergieleistung auf den
europäischen Meeren von zuletzt rund 34 auf dann 150 Gigawatt nahezu
verfünffachen - doch dafür braucht es aus Sicht des Branchenverbands
deutlich mehr Kapazitäten und mehr Geld. Bei den Turbinen etwa müsste
sich die Produktion in den kommenden Jahren von derzeit 700 Einheiten
pro Jahr nahezu verdoppeln, wie der Bundesverband Windenergie
Offshore (BWO) am Dienstag in Berlin mitteilte. Bei den Fundamenten
für die Anlagen auf dem Meer sei sogar eine Vervierfachung
notwendig. 

Deutlich schwieriger gestalte sich der Hochlauf bei großen
Infrastrukturprojekten wie Häfen, über die die Bauteile aufs Meer
gebracht werden können und von denen aus im Fall der Fälle
Rettungsaktionen durchgeführt werden können. Dem BWO zufolge gibt es
derzeit in Europa 50 aktive Offshore-Häfen. Mittelfristig seien rund
75 bis 100 Standorte notwendig, die für Transport und Lagerung von
rund 1200 Turbinen ausgelegt sein müssten. 

Über Bundesmittel erhielten die Länder für den Ausbau ihrer Häfen
derzeit pro Jahr insgesamt 38 Millionen Euro, sagte
BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm, am Dienstag. Dieser Betrag sei im
Grundgesetz festgeschrieben. Nötig seien aber mindestens 400
Millionen Euro pro Jahr. «Wir rechnen mit einem langfristigen
Investitionszeitraum», betonte Thimm. 

Notwendig sei auch eine Weiterentwicklung bei den Ausschreibungen für
Offshore-Projekte. Diese dürften nicht mehr allein den Preis
berücksichtigen. Qualitative Kriterien wie Sicherheitsstandards oder
Umweltfolgen müssten hingegen gestärkt werden. Die Politik ist jetzt
gefordert, «die richtigen Weichen für nachhaltige Wertschöpfung zu
stellen», teilte Thimm mit. Die Branche bespricht diese Themen an
diesem Dienstag und Mittwoch auf der Fachkonferenz «Zukunft Offshore»
in Berlin.