EU-Rechnungshof: E-Autos müssen die breite Masse erreichen

22.04.2024 17:00

Trotz ehrgeiziger Ziele stoßen Autos in Europa weiterhin viel CO2
aus, bemängelt der Europäische Rechnungshof. Auf dem Weg zum
emissionsfreien Straßenverkehr sehen die Prüfer zahlreiche
Hindernisse.

Luxemburg (dpa) - Dem EU-Ziel, bis 2050 klimaneutral zu sein, stehen
dem Europäischen Rechnungshof zufolge zahlreiche Herausforderungen im
Weg. Ein Hindernis für die Verkehrswende sei etwa, dass europäische
E-Autos teils zu teuer seien, teilte der Rechnungshof am Montag mit.
Elektrofahrzeuge müssten die breite Masse erreichen. Zudem weise das
Ladenetz in Europa große Löcher auf. Auch Alternative Kraftstoffe
seien keine echte Alternative, da die Menge schlicht nicht ausreiche.

Der Verkehrssektor sei für etwa ein Viertel der gesamten
Treibhausgasemissionen in Europa verantwortlich, allein die Hälfte
davon entfalle auf Autos. Trotz effizienterer Motoren habe sich
gezeigt, «dass die meisten herkömmlichen Autos trotz ehrgeiziger
Ziele und strenger Anforderungen immer noch so viel CO2 ausstoßen wie
vor zwölf Jahren», sagte Nikolaos Milionis vom Europäischen
Rechnungshof. Das liegt den Angaben nach vor allem daran, dass die
Autos schwerer und die Motoren leistungsstärker wurden.

Mit dem sogenannten Green Deal will die EU bis 2050 klimaneutral
werden. Ein wichtiger Schritt dafür: Ab 2035 dürfen keine Neuwagen
mehr zugelassen werden, die Benzin oder Diesel tanken.

Probleme mit E-Autos, Batterien und Ladesäulen 

Um die Verbrenner im Straßenverkehr zu ersetzen, wird große
Hoffnungen in elektrische Autos gesetzt. Die europäische
Batterieindustrie hängt im globalen Wettbewerb jedoch hinterher, wie
die Prüfer feststellten. Nicht einmal zehn Prozent der weltweiten
Batterieherstellung erfolge in Europa. Ein besonderes Problem für
EU-Produzenten sei die große Abhängigkeit von Rohstoffeinfuhren aus
Drittländern.

Den Prüfern zufolge sind die Kosten für in der EU hergestellte
Batterien trotz umfangreicher öffentlicher Unterstützung nach wie vor
viel höher als geplant. Das wirke sich maßgeblich auf die Kosten für

E-Autos aus. Die Umstellung von Verbrennern auf E-Autos dürfe jedoch
nicht dazu führen, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher immer
tiefer in die Tasche greifen müssten. 

Auch müsse die Ladeinfrastruktur erheblich verbessert werden. Es sei
noch immer eine Herausforderung, die EU mit Elektroautos zu
durchqueren. Den Angaben zufolge konzentrieren sich etwa 70 Prozent
aller Ladestationen in nur 3 von 27 EU-Ländern - Frankreich,
Deutschland und den Niederlanden. Insbesondere im Osten Europas
herrsche ein Mangel an Ladepunkten.

Alternative Kraftstoffe noch nicht tragfähig

Für alternative Kraftstoffe sei noch keine tragfähige Lösung gefunden

worden, bemängelte der Rechnungshof. «Da sie nicht flächendeckend
verfügbar sind, stellen Biokraftstoffe keine zuverlässige und
glaubwürdige Alternative für Autos dar», sagte Milionis. 

Die in Europa produzierte Biomasse reiche nicht aus, um eine echte
Alternative zu herkömmlichen Kraftstoffen zu sein. Wenn es für
alternative Kraftstoffen Importe brauche, mache sich die EU weiter
von anderen Ländern abhängig. Darüber hinaus sind Biokraftstoffe den

Angaben nach derzeit noch schlicht zu teuer.