PwC: Deutschland und EU könnten Wasserstoffziele verfehlen

22.04.2024 03:47

Für den Klimaschutz hat die EU auch bei Wasserstoff große Pläne. Bei

der Umsetzung hapert es jedoch gewaltig, sagen Branchenexperten und
schauen nach Asien.

München (dpa) - Sauberer Wasserstoff als Energieträger ist zum
Erreichen der globalen Klimaziele unverzichtbar. Aber Deutschland und
die EU laufen nach einer am Montag veröffentlichten Studie der
Unternehmensberatung PwC Strategy& Gefahr, ihre eigenen
Wasserstoffziele zu verfehlen. 

«Deutschland hinkt seinen Plänen deutlich hinterher», schrieben die
Branchenexperten. Bis 2030 sei eine Elektrolysekapazität von 10
Gigawatt (GW) geplant. In Betrieb seien heute nicht einmal 0,1 GW,
finanziert seien Projekte mit 0,55 GW. Um das Ziel noch zu erreichen,
müsste Deutschland jedes Jahr Elektrolyseanlagen mit 1 bis 2 GW und
200 bis 400 Windräder bauen. In den vergangenen zwei Jahren wurden
jedoch nur 0,25 GW Zubau finanziert.   

Die EU will laut PwC 2030 mindestens 20 Millionen Tonnen sauberen
Wasserstoff nutzen und die Hälfte davon in Europa selbst produzieren.
Davon «ist die EU allerdings weit entfernt». Denn dafür müsse sie 1
20
GW Kapazität aufbauen. Aktuell sind aber erst Anlagen mit 0,2 GW in
Betrieb, Anlagen mit 3 GW Leistung sind in Bau oder finanziert. Mit
Blick auf die eigenen Ziele müsste die EU jedes Jahr Anlagen mit 20
GW Leistung aufbauen. 

Weltweit klaffe eine riesige Lücke zwischen den Ankündigungen und der
Umsetzung, heißt es in der Studie: Angekündigt seien Projekte mit 840
GW, finanziert oder im Bau seien 15 GW, in Betrieb seien Anlagen mit
gerade mal 1 GW. 

Bei den Plänen sei Europa auf Platz 1 vor Afrika und Lateinamerika -
bei der Umsetzung seien China, Südkorea und Japan Spitzenreiter. Das
asiatische Trio hat laut PwC «bereits jetzt doppelt so viel
Produktionskapazität in Betrieb, finanziert oder in Bau wie Europa».
Die USA setzen vor allem auf günstigeren Wasserstoff, der mit
Abscheiden und Speichern von CO2 hergestellt wird.

«Der kapitalintensive Wasserstoffmarkt steckt weiterhin in den
Kinderschuhen und hatte zuletzt auch noch mit hohen Zinsen und
Inflation bei den Materialpreisen zu kämpfen», sagte Co-Autor Dirk
Niemeier. Hier sei die Politik in der Pflicht: «Die größte Barriere
ist das Fehlen großvolumiger Abnahmeverträge, was die Finanzierung
und damit Fertigstellung der Produktionsprojekte verhindert.
Voraussetzung für solche Abnahmeverträge ist wiederum eine Förderung,

die ähnlich wie bei erneuerbarem Strom die anfänglichen Mehrkosten
gegenüber fossilen Alternativen ausgleicht.» Hinzu komme, dass
erneuerbare Energie für sauberen Wasserstoff nötig, aber knapp sei.