Polen sucht mit Hilfe von Interpol nach ehemaligen SS-Männern

20.01.2018 14:16

Warschau (dpa) - Das polnische Institut für Nationales Gedenken (IPN)
sucht mit Hilfe der internationalen Polizeiorganisation Interpol nach
ehemaligen NS-Tätern. Ein Sonderteam der Behörde habe eine Liste von
1600 SS-Leuten erstellt, die in ehemaligen deutschen
Konzentrationslagern in Polen tätig waren und noch am Leben sein
könnten, sagte IPN-Ermittler Robert Janicki am Samstag der Deutschen
Presse-Agentur. Dies wolle die Behörde mit Hilfe von Interpol
überprüfen und herausfinden, wo sie sich aufhalten. Es sei die letzte
Möglichkeit, ehemalige NS-Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen,
sagte Janicki. Das IPN leistet in Polen historische Aufklärung, kann

aber auch staatsanwaltlich ermitteln.

Die IPN-Ermittler hätten vor allem die Geburtsdaten der NS-Verbrecher
als Suchkriterium genommen und sich auf jüngere SS-Männer
konzentriert, die noch am Leben sein könnten, sagte Janicki. Dadurch
grenzte die Behörde die Liste von rund 23 000 auf die nun gesuchten
1600 Namen ein. Fast 400 davon habe IPN bereits an Interpol
weitergeleitet. Weitere sollten folgen.

In Polen verjähren Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die
Menschlichkeit und Genozid nicht. Insgesamt sind nach Angaben des
Nachrichtenmagazins «Der Spiegel» bei IPN 650 Ermittlungen wegen
NS-Verbrechen anhängig. Zu den Beschuldigten zählen vor allem
Deutsche, aber auch Österreicher, Weißrussen, Ukrainer oder Letten.